Claudia Middendorf bittet die DFL, die neu gebauten Rollstuhlplätze in den Stadien zu erhalten
Anlässlich der Fußball-Europameisterschaft sollen in jeder der zehn Austragungsstätten zusätzliche Plätze für Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer geschaffen werden. Die Landesbehinderten- und -patientenbeauftragte appelliert an die Deutschen Fußball Liga (DFL) diese auch nach Beendigung der Fußball-Europameisterschaft zu erhalten und sich für die Teilhabe von Menschen mit Behinderung einzusetzen.
Landesbehinderten- und -patientenbeauftragte appelliert an verantwortliche Rolle der Deutschen Fußball Liga (DFL) für die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen.
Der aktuellen Berichterstattung ist zu entnehmen, dass anlässlich der Fußball-Europameisterschaft in jeder der zehn Austragungsstätten zusätzliche Plätze für Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer geschaffen werden sollen. Diese Auflage wird seitens der UEFA, dem europäischen Fußballverband, für das anstehende Turnier vorgegeben. Weiterhin wird berichtet, dass die Plätze nach Beendigung der Fußball-Europameisterschaft wieder abgebaut werden sollen.
Claudia Middendorf, Beauftragte der Landesregierung für Menschen mit Behinderung sowie für Patientinnen und Patienten erklärt:
„Ich bedauere es sehr, dass die neu geplanten Plätze für Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer in den vier EM-Stadien in Nordrhein-Westfalen sowie in den weiteren sechs Austragungsorten nach der Fußball-Europameisterschaft offenbar wieder abgebaut werden sollen. Fußball, als Element gesellschaftlicher Verbindung, sollte die Menschen zusammenbringen und Teilhabe stärken. Allerdings müssen wir feststellen, dass die Stadien der ersten und zweiten Bundesliga noch weit von den Vorgaben der Muster-Versammlungsstättenverordnung entfernt sind. Leider bedeutet dies auch, dass viele Fußballinteressierte von dem Erlebnis eines Stadionbesuchs ausgeschlossen werden.
Nach der Muster-Versammlungsstättenverordnung sollte ein Stadion bis zu einer Anzahl von 5.000 Besucherplätzen mindestens ein Prozent der Kapazität für Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer vorhalten und für alle darüber hinaus gehenden Plätze noch immerhin 0,5 Prozent der Plätze für die Nutzung mit einem Rollstuhl vorsehen. Keines der Stadien in den deutschen Profiligen erfüllt derzeit diese Voraussetzung. Die deutsche Norm ist damit strenger als die Vorgaben, die seitens der UEFA für die anstehende Fußball-Europameisterschaft ausgerufen wurden.
Vor diesem Hintergrund habe ich die Deutsche Fußball Liga angeschrieben und darum gebeten, von diesem Rückbau im Sinne der Nachhaltigkeit und aller fußballbegeisterten Menschen mit Behinderungen abzusehen. Ich wünsche mir, dass die Vereine der ersten und zweiten Fußballbundesliga mit gutem Beispiel voran-gehen und das bedauerliche Versäumnis korrigieren. Die DFL hätte nun die Gelegenheit europaweit ein wichtiges Signal für Inklusion zu setzen, indem diese Plätze erhalten blieben und im besten Fall auch weitere Plätze in den weiteren 26 Stadien der ersten und zweiten Fußballbundesliga gebaut würden.
Fußball verbindet nicht nur Generationen, er verbindet alle Teile der Gesellschaft. Daher appelliere ich nachdrücklich an die DFL und alle Verantwortlichen des deutschen Profifußballs, sich für mehr Teilhabe und Barrierefreiheit in den Fußballstadien einzusetzen.“